Die Entwicklung von Videobars – also der Allroundlösung für Videokonferenzen mit Kamera, Mikrofonen und Soundbar in einem Gerät – ist aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Art und Weise des alltäglichen Berufslebens keine Überraschung, sondern logische Konsequenz. Wenig überraschen also auch, dass auch namenhafte Hersteller wie Jabra und Poly (ehem. Plantronic und Polycom) solche All-In-One-Lösungen anbieten.

Die Frage, die im Raum steht, bleibt jedoch, wie gut oder schlecht solche Lösungen sein können und für welche Anwendungen Sie überhaupt geeignet sind.

Um dieser Frage – zumindest ansatzweise – auf den Grund zu gehen, haben wir die Jabra PanaCast 50 und die Poly Studio im direkten Vergleich getestet.

Die Ausgangslage der beiden Videobars liest sich recht ähnlich:

Über den USB-C-Anschluss, je auf der Rückseite der Videobars, lassen sich die Geräte schnell und unkompliziert an ein Endgerät anschließen. Grundsätzlich ist bei beiden keine Software notwendig, um die Geräte nutzen zu können – sobald die Geräte per USB mit einem PC verbunden sind, lassen sich Kamera, Mikrofone und Lautsprecher nutzen.

Die Poly Studio kommt hier mit einer mitgelieferten Fernbedienung daher, während die formschöne Design-Fernbedienung der Jabra PanaCast 50 ein optionales Zubehör ist und gegen Aufpreis mitbestellt werden kann. Um die PanaCast auch ohne Fernbedienung steuern zu können, muss eine Software auf dem Endgerät installiert werden. Doch auch die Poly Studio verfügt über weitere Einstellungs- und Steuermöglichkeiten über die herstellereigene Software.

Beide Systeme versprechen einen intelligenten Zoom, der wahlweise den aktiven Sprecher oder alle im Raum befindlichen Personen einfängt und so in Szene setzt. Bei unserem Test stellt sich – vor allem bei der Speakertracking-Funktion – die Poly Studio als deutlicher Sieger heraus. Gleichzeitig erscheint das (manuell) eingezoomte Bild der Jabra PanaCast 50 jedoch schärfer und trumpft mit einem besseren automatischen Weißabgleich. Natürlich lassen sich beide Kameras auch in vollaufgezogenem Bild ohne automatische Zoomfunktion nutzen. Jabra überzeugt hier mit der – bereits in der Jabra PanaCast (Vorgängermodell/Kamera ohne Mikrofone und/oder Lautsprecher) verbauten – 180°-Kameratechnik. Vor allem bei kleinen Huddlerooms erscheint diese Option als äußerst nützlich. Aber auch die Poly Studio kommt mit beeindruckenden 120° Sichtfeld um die Ecke. Beide 4K-Kameras zeigen dabei beindruckende Bilder, wenngleich die Poly Studio im offenen Anzeigemodus mehr zu überzeugen weiß.

Zwischenfazit: Beide Systeme haben Ihre Vor- und Nachteile, es steht fast unentschieden, für uns hat die Poly Studio mit dem deutlich besseren Speakertracking aber leicht die Nase vorn.

Natürlich spielt auch die Soundqualität bei einer solchen All-In-One-Lösung immer eine große Rolle; denn wer will nur gut gesehen, aber nicht verstehen was der gegenüber sagt, beziehungsweise nicht verstanden werden?! Auch hier testeten wir beide Systeme, die auch die Verbindung per Bluetooth zulassen, auf Herz und Nieren – mit etwas überraschendem Ergebnis:

Hier erscheint uns die Poly Studio im ersten Beschallungs-Test mit aufgedrehter Musik schon als klarer Sieger – die Tieftonlagen kommen hier deutlich kräftiger beim Hörer an – bis wir bei den ersten Test-Videocalls die deutlich bessere Sprachverständlichkeit der Jabra PanaCast 50 zu schätzen lernen. Hier muss abgewogen werden, welche Einsatzgebiete wirklich im Vordergrund stehen – sind es vor allem Videocalls oder soll die Videobar auch für einen satten Sound während einer Präsentation sorgen?!

Zur Sprachverständlichkeit gehören hier natürlich auch die eingebauten Mikrofone, denn: die Gegenseite soll auch verstehen was gesagt wird. Und das in möglichst guter Sprachqualität! Auch dabei müssen also testweise Videocalls herhalten – mit einem für beide Systeme hochzufriedenstellendem Ergebnis. Denn hier halten beide Hersteller was sie versprechen – deutliche Sprachqualität und eine sehr gute Hintergrundgeräuschunterdrückung.

Sicherlich ein weiterer Punkt, den man beim Kauf beachten sollte, ist das mitgelieferte Zubehör. Während das Poly Studio System inklusive Standfuß, Wandhalter und Fernbedienung geliefert wird, müssen Kunden bei der Jabra PanaCast 50 für eine Fernbedienung (die designtechnisch dafür ein Hingucker und intuitiv bedienbar ist!), sowie für einen Standfuß extra in die Tasche greifen. Die VESA-Bildschirmhalterung lassen sich wiederum beide Hersteller extra bezahlen.

Der Punkt geht also ganz klar an Poly.

Und auch das Auge isst mit: auch wenn gutes Aussehen bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, wirkt das abgerundete Design der Jabra PanaCast 50, auch auf dem optionalen Standfuß oder der sehr filigran gehaltenen VESA-Halterung, vollendeter.

Die kreisrunde Designer-Fernbedienung der PanaCast 50 macht diesen Eindruck noch stärker; die Poly Studio liefert zwar die Fernbedienung direkt mit, diese wirkt leider einfallslos und wird wohl eher ungern auf einem Konferenztisch liegen gelassen.

Hier ein klares Fazit zu ziehen und einen Gewinner oder Verlierer zu nennen fällt schwer und wäre der sehr guten technischen Leistung beider Geräte wohl auch nicht angemessen – und trotzdem bestätigt sich – auch im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis (UVP inkl. MwSt.: Jabra PanaCast 50 1.267,35€ – Poly Studio 1.040,95€) – für uns das Zwischenfazit: die Poly Studio hat hier die Nase vorn. Aus technischer Sicht weiß die Poly Studio die Stiftung PrAViCo-Test ein klein wenig mehr zu überzeugen, was keinesfalls eine schlechte Note für den Konkurrenten Jabra bedeuten soll. Dennoch lässt das Poly-Produkt unsere Techniker-Herzen ein wenig höher springen. Auch den Abzug in der Designer-B-Note übersteht die Poly Studio – unter anderem wegen des im Lieferumfang enthaltenen Zubehörs.

Trotz allem haben beide Produkte im direkten Vergleich ihre Vor- und Nachteile; entscheidend ist hier wohl auch die tatsächliche Raumsituation beim Kunden.

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